Die Geschichte der Kirche in Heinsdorf
Die Obergeschosse des Turmes waren damals noch nicht oder nicht mehr vorhanden (Brand?). Diese mit dem quergestellten Satteldach stammen möglicherweise aus dem 19. Jahrhundert. Im Gegensatz zu den Türmen des 13. Jahrhunderts, die meist über die gleiche Breite wie das Schiff verfügten, springt der Heinsdorfer Turm sichtbar zurück. Auch das Mauerwerk weicht deutlich vom Kernbau ab.
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In späteren Zeiten, vorrangig im 18. Jahrhundert, kam es zur Vergrößerung der Schiffs- und Chorfenster, zum Einbau des Westportals im Turm (mit aufgedoppeltem Türblatt), zu Veränderungen in der Ostmauer des Chores (vielleicht im Zusammenhang mit dem Abbruch der Apsis), zum Abstützen der Nordmauer durch Strebepfeiler sowie zum Anbau einer Patronatsloge mit darunter befindlicher Gruft im Osten der südlichen Schiffseite. Der Umbau der Fenster erfolgte wahrscheinlich nicht gleichzeitig, denn die Fenster im Chor (6) hatten Korbbögen, während die Fenster im Schiff (8) mit Segmentbögen überwölbt waren. Die Fenster selbst waren rund (Chor) und rechteckig (Schiff) bleiverglast. Die Stützpfeiler sollten das beginnende Auswandern der Nordseite des Kirchenschiffes aufhalten. Die Patronatsloge war durch eine Glaswand von der Kirche getrennt und zierte ein Wappen sowie ein kulissenhaftes Reiterbild. Die Ausstattungsstücke wurden im Zuge der Abtragung an andere Kirchen gegeben, waren durch Wurmfraß bzw. zu hohe Luftfeuchtigkeit weitgehend zerstört oder kamen in den Besitz einzelner Dorfbewohner. Bemerkenswert waren der laut Inschrift 1717 von Joh. Chr. Schütze geschaffene Barockaltar, die ebenfalls barocke Kanzel mit 2 Putten und 6 Engelsköpfen, die reich gestaltete Front der Patronatsloge sowie die im Jahre 1911 vom Meister Schuke, Potsdam, für 2150,00 Mark erbaute Orgel. Der Barockaltar mit geschnitztem Kruzifix mit fast lebensgroßem Corpus Christi war mit 2 Putten und 4 Engelsköpfen geschmückt. Hinter dem Kruzifix waren ein Felsen und die Stadt Jerusalem dargestellt. Die Kirche besaß eine Seiten- und Orgelempore, die miteinander verbunden waren.
Inventarium im Jahr 1848
1. Zwei Altarbekleidungen
2. Eine Kanzelbekleidung
3. Ein Taufstein
4. Zwei Kerzenleuchter von Messing
5. Ein silberner Kelch und Hostienteller vergoldet
6. Eine Turmuhr
Ab Anfang des 20. Jahrhunderts
Einer Kirchenbeschreibung (Pfarrarchiv) aus dem Jahre 1960 (August) können noch folgende zusätzliche Angaben entnommen werden:
Sitzplätze 150
Feldsteinbau, den Wehrkirchen sehr ähnlich
Taufstein: Kunststein
Beleuchtung: ein Kronleuchter für Kerzen
Kriegergedenktafel 1870/71
Bauarbeiten nach 1945: Erneuerung der durch Bombeneinschlag stark beschädigten Fenster
Der Heinsdorfer Turm war mit zwei Bronzeglocken versehen, die im Jahre 1924 für je 200 Reichsmark an die Kirchengemeinde Niebendorf verkauft wurden. Eine davon regelt noch heute den Ablauf des Arbeitstages und lädt zu kirchlichen Feiern im Nachbardorf ein. Nach Aussage von Herrn Remens von der Glockengießerei Lauchhammer soll diese im 12. Jahrhundert gegossen worden sein.
Die gegenwärtigen Heinsdorfer Glocken bestehen, nicht wie früher aus Stahl, sondern aus Eisenhartguss, wurden 1924 gegossen und am 21. Dezember desselben Jahres eingeweiht. Sie sind an geraden Stahljochen in einem Stahlglockenstuhl untergebracht. Eisenhartguss wurde besonders nach Kriegszeiten als „preiswerter“ Ersatzstoff für die sonst übliche Glockenbronze angeboten. Sie wiegen entgegen früheren Aussagen nur 450 kg bzw. 275 kg und erklingen in h (große) und in cis (kleine). Die große Glocke trägt die Inschrift „Ehre sei Gott in der Höhe“ und die kleinere „Ihr Kinderlein kommet“. Auch die Jahreszahl 1924 ist vermerkt.
Abschließend zu diesen Ausführungen sollen Außen- und Innenansichten die Schönheit der ehemaligen Heinsdorfer Kirche in Erinnerung rufen.
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Die Pfarrstelle in Heinsdorf war seit 1940 unbesetzt und wurde in Vakauz verwaltet. Die Dörfer der Pfarrstelle wurden im Jahre 1967 in die Kirchengemeinden Gebersdorf (Heinsdorf, Niebendorf) und Illmersdorf (Waltersdorf) eingegliedert.
Darüber hinaus gab es lt. Archivunterlagen schon frühzeitig Probleme mit der nördlichen Kirchenmauer – die im 18. Jahrhundert errichteten Stützpfeiler sollten ein Auswandern der Wand verhindern – und in den letzten ca. 150 Jahren keine umfangreichen Sanierungsarbeiten mehr.
In den nachfolgenden Jahren wurde die Ruine sich selbst überlassen. Wildwachsende Gräser und Sträucher sowie Laubbäume fühlten sich an den Hängen und inmitten des ehemaligen Kirchenschiffes wohl. Auch durch Witterungseinflüsse war die Ruine dem völligen Verfall preisgegeben. So musste 1995 der Turm aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Damit verstummt auch der wunderbare Klang der Heinsdorfer Glocken. Dieses traurige Bild, inmitten des Dorfes, störte die Heinsdorfer und ihre Gäste.
Als Zeugnis für die Bau-, Kirchen- und Siedlungsgeschichte der Region sowie als ältestes Bauwerk des Ortes besitzt die Ruine der Heinsdorfer Kirche geschichtliche und wissenschaftliche Bedeutung.
Die Mauerreste der Kirche verdeutlichen als „steinerne Urkunde“ das Bestehen des Ortes bereits zweihundert Jahre vor der erst 1444 erfolgten Ersterwähnung.
Bis heute markiert die mitten auf dem Anger stehende Kirche das Zentrum von Heinsdorf. Durch den erhaltenen Turm hat sie als markante bauliche Anlage Wahrzeichencharakter für den Ort.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Ruine mit Turm nach den Abtragungsarbeiten.
Länge Saalbau (mit Turmmauer) | 14,74 m |
Breite Saalbau (mit Mauer) | 9,69 m |
Mauerstärke | 1,17 m |
Mauerhöhe | ca. 2,50 m |
Länge Chor (mit Ostmauer) | 6,33 m |
Breite Chor (mit Mauern) | 7,58 m |
Länge (mit Kirchenmauer) | 6,89 m |
Breite | 5,49 m |
Höhe (mit Dach) | 13,56 m |